Hilfskonvoi Ukraine

Die Kinder- und Jugendarbeit der Stadt Wolfhagen beteiligte sich am Ukraine-Hilfskonvoi

Wenn wir ansonsten einen Reisebericht verfassen, dann kommen wir mit Kinder- und Jugendlichen gerade von einer Auslandsfreizeit zurück oder waren mit Mädchen und Jungen in der Hauptstadt Berlin und berichten von tollen Erlebnissen, Spiel, Spaß und Sonne für alle Beteiligten.

Dieser Bericht ist anders! Was ihn mit den oben genannten Freizeiten vielleicht verbindet: Gemeinschaft, menschlich sein, besondere Eindrücke und lange anstrengende Autofahrten.

Am Mittwochabend (09.03.) startete der zweite Hilfskonvoi des Bündnisses Ukrainehilfe in Naumburg- Altenstädt. Wir als Kinder- und Jugendarbeit hatten uns nach kurzer Überlegung dazu entschlossen mit unserem 9-Sitzer Bus an der Fahrt teilzunehmen und die Hilfsaktion zu unterstützen.


Insgesamt 8 Fahrzeuge wurden zu Beginn mit Medikamenten, Hygieneartikeln, Schlafsäcken, etc. beladen. Die Kartons waren mit Nummern versehen und es wurde genau festgehalten, welcher Karton sich in welchem Fahrzeug befindet, da dieses den Grenzbehörden gemeldet werden musste.

Das Bündnis steht seit Wochen mit der Verwaltung der Stadt Mukatschewo (westliche Ukraine) in engem Kontakt und so waren nur Hilfsgüter auf den Fahrzeugen vorhanden, die auch wirklich gebraucht werden. Nach einer kurzen Einweisung, was die Gruppe die kommenden zwei Tage ungefähr zu erwarten hat, bestiegen die 18 Helferinnen und Helfer ihre Autos und es ging Richtung Osten auf die Autobahn. Der erste Treffpunkt aller Fahrzeuge war dann nach 410 km der Rastplatz Heideholz hinter Dresden.

Die zweite Etappe führte uns durch Tschechien über Prag und Brünn nahe der Grenze zum Nachbarland Slowakei. Die drei benötigten Vignetten für Tschechien, Slowakei und Ungarn hatten wir am Vorabend online besorgt.

Der dritte und längste Abschnitt brachte unseren Hilfskonvoi über Bratislava nach Ungarn, hier an der Hauptstadt Budapest vorbei und an den Zielpunkt, die Kleinstadt Polgár in Ungarn, ca. 50 km von der Grenze zur Ukraine entfernt.

Die Übergabe der Hilfsgüter erfolgte gleich nach der Ankunft, es war mittlerweile 10.00 Uhr am Donnerstag, auf dem gut gesicherten Firmengelände einer großen deutschen Spedition. Hier wurden die Fahrzeuge einzeln mit Hilfe von ungarischen Männern und Frauen in einer großen Lagerhalle entladen. Die unterschiedlichen Hilfsgüter wurden gleich auf verschiedene Paletten sortiert, um sie dann später mit LKWs in die Ukraine zu befördern. Insgesamt war das erstaunlich gut organisiert, wie wir allesamt fanden.

Per Telefon erfuhren wir, dass die Menschen aus der Ukraine, die wir mit nach Deutschland nehmen wollten, noch nicht am vereinbarten Treffpunkt angekommen seien. Es gab Probleme an der Grenze, wo aufgrund des großen Andrangs ein ziemliches Chaos seit Kriegsbeginn ausgebrochen ist und sich dramatische Szenen abspielen. So hatten wir die Möglichkeit eine gute Stunde auf einem Supermarktparkplatz im Auto zu schlafen, was einigen gelang, anderen nicht.


Gegen 14.00 Uhr kam das Signal, dass wir die geflüchteten Personen - die die letzten Tage in Schulen und Turnhallen in Mukatschewo verbracht haben - an einer Tankstelle aufnehmen können. Wir nahmen die knapp 40 Menschen dort in Empfang, die mit einem großen Reisebus dort angekommen waren. In den Gesichtern war vieles zu erkennen: Erleichterung, Müdigkeit, Trauer, Hilfslosigkeit. Die Menschen kamen aus Städten und Regionen, die die letzten Wochen unter ständigem Beschuss der russischen Angreifer standen. Die Frauen und Kinder, ein älterer Mann (und ein kleiner Hund) teilten sich auf die Autos auf und wir zeigten zu Beginn der Rückfahrt ein kurzes Video auf dem Handy, in dem in ukrainischer Sprache einige wichtige Informationen übermittelt wurden. Ansonsten klappte die Verständigung mit der englischen Sprache oder dem Schriftübersetzer auf dem Handy ganz gut. Wir hatten Decken, Essen & Getränke auf allen Fahrzeugen und machten uns auf den ca. 1400km langen Rückweg.

Gegen vier Uhr in der Nacht zum Freitag, nach einigen Stopps, einem leicht defekten Fahrzeug, welches es dann aber doch bis Nordhessen schaffte, trafen wir an den Zielorten ein. Die ukrainischen Flüchtlinge wurden hilfsbereiten Privatfamilien im Wolfhager Land anvertraut, wo sie erstmal unterkommen können und Hilfe erfahren.

Wir waren insgesamt 36 Stunden ohne größere Pausen unterwegs und dann doch erleichtert, dass der Hilfskonvoi geklappt hatte. Eine Bedrücktheit über die Schicksale so vieler Menschen in unseren Autos, Geflüchteten, Zurückgebliebenen, Kämpfenden waren während der Fahrt und sind natürlich auch weiterhin vorhanden.

Die Erlebnisse auf gemeinsamen Fahrten mit Kindern- und Jugendlichen als sinnvolle Freizeitbeschäftigung sind angenehmer – trotzdem haben wir mitgemacht – wichtig ist beides!

Die Fahrer der Kinder- und Jugendarbeit:

Frank Mahlich, Lucca Herbst und Noah Bircks

 

P.S.

Wir haben wenige Tage später erfahren, dass es unsere Hilfsgüter tatsächlich bis nach Mariupol geschafft haben! Dort ist die Lage besonders dramatisch, wie man täglich den Nachrichten entnehmen kann…



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